Giese, Helmut ; Siegfried Sommer: Prof. Dr. Georg Béla Pniower : Leben und Werk eines bedeutenden Garten- und Landschaftsarchitekten (Dresden 2005)
Es ist schon ungewöhnlich, wenn innerhalb eines Jahres zwei Bücher zum selben Thema erscheinen, genauso groß, etwa gleich stark und sogar in der gleichen Farbe (Zufall), das eine im Westen, das andere im Osten. Da wird es unvermeidlich, zu vergleichen. Das erste, an dieser Stelle bereits besprochene Werk, entstand in Hannover innerhalb von drei Jahren, und die Bearbeitung wurde von der DFG finanziert. Die Bearbeiter kannten Pniower nicht. Das andere entstand in Dresden innerhalb von 20 Jahren und wurde von Idealismus getragen. Die Bearbeiter kannten Pniower gut. Das erste wurde ordentlich gedruckt und mit 220 oft zu kleinen, aber einigermaßen erkennbaren Abbildungen ausgestattet, das andere wurde aus Geldmangel in der Art einer Diplomarbeit vervielfältigt und mit 152, überwiegend ungerasterten und daher kaum erkennbaren Abbildungen versehen.
Helmut Giese (1932-1995) studierte bei Pniower und sammelte seit etwa 1985 Material über diesen mit dem Ziel, eine Biographie zu schreiben. Sein früher Tod verhinderte den Abschluss seiner Arbeiten. Siegfried Sommer (geb. 1932) studierte gleichzeitig mit Giese bei Pniower und war danach noch Assistent bei ihm. Er hat Gieses Arbeit nun vollendet. Dabei verzichtete er darauf, die kurz vor Abschluss erschienene Arbeit von Wolschke-Bulmahn/Fibich (Vom Sonnenrund zur Beispiellandschaft : Entwicklungslinien der Landschaftsarchitektur in Deutschland, dargestellt am Werk von Georg Pniower (1896-1960). Hannover, 2004) einzuarbeiten.
Die beiden Werke in allen Details zu vergleichen, muss hier unterbleiben. Im großen und ganzen werden dieselben Fakten behandelt, wenn auch die Stoffgliederung etwas anders ist, bei Wolschke-Bulmahn/Fibich mehr thematisch und bei Giese/Sommer mehr biografisch-chonologisch. Der Rezensent hat anhand von Stichproben den Eindruck gewonnen, die Informationen seien im vorliegenden Werk dichter und minutiöser niedergelegt. Dies beginnt bei den Angaben zu Pniowers Familie, geht über die Ausbildung, den Englandaufenthalt, die illegale Tätigkeit nach 1935 bis zur Berufung an die Hochschule und die wenige Tage vor seinem Tode erfolgte Promotion. Schriftenverzeichnisse Pniowers enthalten beide Werke, und in jedem aber sind Schriften enthalten, die in dem anderen fehlen. Das gleiche gilt für die Abbildungen. Ein Verzeichnis der noch nachweisbaren Garten- und Landschaftsplanungen Pniowers findet man dagegen nur im Dresdener Werk. Im Anhang enthält das letztere auch Abschriften von Zeugnissen aus den Jahren 1915-22 und Kopien von Werbeblättern Pniowers, die das erstere nicht zeigt.
Manche Details aus der Feder der Dresdner Autoren erscheinen glaubwürdiger aufgrund der größeren Nähe zur Person und auch aufgrund umfangreicherer Recherchen, beispielsweise dass Pniower entgegen der Angabe auf einer NS-Karteikarte nicht Mitglied der SPD war, dass seine berühmte „Kleine Landschaft“ auf der Sommerblumenschau am Funkturm 1935 auch nicht einmal „eventuell als ein Anpassungsversuch an die nationalsozialistische Gestaltungsdoktrin gedeutet werden muss“ (Wolschke-Bulmahn/Fibich, S. 79) oder die Angabe, dass Pniower den Tiergartenentwurf auf eigene Faust eingereicht hat und nicht „im Auftrag des Stadtbaurats Karl Bonatz“ (ebd., S. 98). Wenn allerdings ohne weitere Angaben Aussage gegen Aussage steht, zum Beispiel ob Pniower 1944 geschieden wurde (Wolschke-Bulmahn/Fibich) oder ob seine Frau 1942 einen anderen heiratete (Giese/Sommer), so kann man würfeln. Dass keine bessere Zusammenarbeit zwischen Dresden und Hannover stattgefunden hat, ist sehr zu bedauern. Wer über Pniower, einen der bedeutendsten deutschen Garten- und Landschaftsarchitekten des 20. Jahrhunderts, Bescheid wissen will, muss beide Werke lesen.
Clemens Alexander Wimmer
Giese, Helmut ; Siegfried Sommer: Prof. Dr. Georg Béla Pniower : Leben und Werk eines bedeutenden Garten- und Landschaftsarchitekten – eine Dokumentation. – Dresden : TU, Institut f. Landschaftsarchitektur, 2005. - 222 S. : Ill. (Schriftenreihe des Instituts für Landschaftsarchitektur; 3) – ISBN 3-86005-465-1. – Bezug: TU Dresden, Institut f. Landschaftsarchitektur, Tel. 0351-46334776