Wolschke-Bulmahn, Joachim ; Fibich, Peter: Vom Sonnenrund zur Beispiellandschaft (Hannover 2004)
Nachdem Pniower eine Zeitlang nicht so sehr gefragt war, beschäftigen sich in jüngerer Zeit mehrere Autoren mit seinem Leben und Werk. Leider findet dabei keine vollständige Kooperation statt. So gibt es eine Pniower-Forschung aus dem Kreis seiner Schüler im Osten (die umfangreiche Arbeit des zu früh verstorbenen Helmut Giese über Pniower soll von Siegfried Sommer vollendet und herausgegeben werden, liegt aber noch nicht vor) und eine von persönlichen Erinnerungen an Pniower freie im Westen, der es besonders um die „Einbindung in die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des 20. Jhs.“ geht.
Die vorliegende, von der DFG geförderte Darstellung beginnt mit der Ausbildung Pniowers. Über seine familiäre Herkunft konnte merkwürdigerweise nichts weiter ermittelt werden, als dass er als Sohn eines jüdischen Kaufmanns und dessen evangelischer Gattin in Breslau geboren wurde. Die Herkunft der Familie, die Bedeutung des zeitweise von Pniower verwendeten zweiten Vornamens Bela und seine Verwandtschaft mit anderen Namensträgern bleiben offen.
Die frühste nachgewiesene Zeichnung Pniowers stammt erst aus dem Jahre 1923. Es werden eine Anzahl bemerkenswerter Gartenentwürfe aus den 20er Jahren, eine Reihe Innenraumbegrünungen, Beiträge zum „Neuen Bauen“ der 30 Jahre sowie zum Siedlungs-, Kleingarten- und Friedhofsbau bis 1933 vorgestellt. Dabei ist es zu bedauern, dass die oft als beeindruckenden Kunstwerke anzusehenden Entwürfe Pniowers meist sehr klein und undeutlich abgebildet werden. Anschließend wird Pniowers Rolle im Rahmen der deutschen Avantgarde analysiert und bejaht.
Pniower war evangelisch, wurde aber von den Nationalsozialisten als „Halbjude“ belästigt. 1935 mit Berufsverbot belegt, gelang es ihm mit Hilfe seiner Frau bis zu seiner Scheidung 1944 im Beruf und mit zahlreichen Angestellten weiterzuarbeiten, wobei er selbst Aufträge von Behörden erhielt. Aus dieser Periode werden nur wenige Werke näher vorgestellt.
Nach Kriegsende arbeitete er in Berlin für die Russen (sowjetisches Ehrenmal) wie für die Amerikaner (Kleistpark). 1946 wurde er Professor der Humboldt-Universität 1946 (Umzug von West- nach Ost-Berlin 1953). Seine Rolle als solcher, die Geschichte der Spaltung der Hochschule und sein Eintreten für den Sozialismus werden gewürdigt. Als Hochschullehrer entwarf er nicht mehr und widmete sich vor allem der Landschaftsgestaltung. Sein Idealplan des Tiergartens 1947/48, der ausführlich besprochen wird, ist das letzte vorgestellte Zeugnis seiner großen künstlerischen Begabung.
Im Anhang findet man einen Lebenslauf vom Pniowers eigener Hand aus dem Jahre 1946 und das Literaturverzeichnis, das auch die Schriften Pniowers selbst enthält. Ein Verzeichnis der planerischen Werke fehlt leider. Eine trotz der Lücken interessante und lesenwerte Arbeit über einen eigenwilligen Gartenarchitekten mit untypischem Schicksal in den Wirren des 20. Jahrhunderts.
Clemens Alexander Wimmer
Wolschke-Bulmahn, Joachim ; Fibich, Peter: Vom Sonnenrund zur Beispiellandschaft : Entwicklungslinien der Landschaftsarchitektur in Deutschland, dargestellt am Werk von Georg Pniower (1896-1960). Hannover, Universität, Inst. f. Grünplanung u. Gartenarchitektur, 2004. – 202 S. : Ill. (Beiträge zur räumlichen Planung 73)